Radfahrinfrastruktur ist nicht das wichtigste Thema in diesem Buch, denn dafür gibt es schon viele technische Handbücher und Richtlinien. Es ist aber wichtig zu erwähnen, dass attraktive Radrouten der Schlüssel sind, um Menschen zum Radfahren zu ermutigen. Eine Fahrradroute muss nicht immer ein Radweg sein. Man kann zwei wichtige Prinzipien unterscheiden, um eine Radverkehrsinfrastruktur zu entwickeln: Separation und Integration.

Dazwischen gibt es viele Kombinationsmöglichkeiten. Die Anwendung hängt von Bedingungen des Verkehrs und dem räumlichen und kulturellen Rahmen ab. Separation zwischen Autos und Fahrrädern ist eine mögliche Lösung. Je höher die Verkehrsbelastung und die Geschwindigkeit, desto eher fühlen sich Radfahrende auf der Straße unsicher. Radwege können separat gebaut oder mit einem existierenden Gehweg kombiniert werden. Die meisten Menschen fühlen sich auf separaten Radwegen sicherer, da sie jederzeit anhalten und von Autos nicht unter Druck gesetzt werden können. Vollkommen unabhängige Routen sind sehr attraktiv, weil sie ruhig und schnell sind. Probleme treten an Kreuzungen auf: Wo separate Radwege eine Straße auf gleichem Niveau kreuzen, besteht die Gefahr der Kollision. Das Gefühl von Sicherheit und die geringe Sichtbarkeit erhöhen die Aufmerksamkeit weder beim Radfahrenden noch bei Autofahrenden. Separation kann also gefährlich sein. Ein unabhängiges Netz wirft außerdem Fragen bezüglich Erreichbarkeit, sozialer Kontrolle, Flächenverbrauch und Kosten auf. Integration bedeutet „gemeinsame Nutzung des Raumes durch alle Verkehrsteilnehmer“. Das erfordert Geschwindigkeitsreduzierung. Radfahren in ruhigen Straßen ist auch sehr attraktiv. Verkehrsberuhigung in Wohngebieten ist günstig und findet eine hohe Akzeptanz.

Das Konzept von „Shared Space“ arbeitet mit Integration auch in stark frequentierten Straßen und Kreuzungen. Deregulierung und eine einfache aber genau abgestimmte Straßengestaltung erzeugen eine Atmosphäre gegenseitiger Rücksichtnahme. Es erhöht besonders die Aufenthaltsqualität der Straße. Selbst für Autos erhöht sich die Reisegeschwindigkeit bei sinkender Spitzengeschwindigkeit.